Es – was ist es? Und wo kommt es her? Ich weiss es und ich weiss es nicht. Es ist mir auch egal.
Das Om hat mich vor ein paar, wenigen Jahren gefunden. Jemand hat es mir geschenkt, wir beide unwissend. Auch das Om verstehe ich nicht – es ist mir nicht egal.
Vor mir liegt eine blau gemusterte Schale. Sie ist leer. So vieles sträubt sich heute in mir, versucht mich zum Anhalten zu bewegen. Ich blicke nochmals genauer in die Rundungen der Keramik und entdecke darin die Aufforderung mir Zeit zu nehmen. Leere ist willkommen. Ich mag wie sie ganz selbstverständlich, einfach ist. Sie hat keine Form und kein Streben, kein Verlangen, kennt keine Sucht. Leere.
Von manch einem Tage erzählt mein Verstand, wo dies und jenes sich in vorgetäuschter Wichtigkeit immer wieder in den Vordergrund drängt. Ein elendes, unaufhörliches Tun und Machen. Innerlich jedoch das brodelnde Verlangen des Herzens. Die Leere ist geduldig. Sie wird von keiner Zeit gemessen. Die Sehnsucht nach ihrem Dasein schmiegt sich an mich. Ich stecke den Kopf tiefer in die weltlichen Nichtigkeiten. Sie klopft sachte an mein inneres Gehäuse. Ich blicke kurz auf, um mich sogleich wieder zu vertiefen, ordne Blätter, schreibe Zettel, erinnere mich an Fenster und Einkäufe. Sie setzt sich hin und schaut mir zu. Ich fühle jenen vertrauten Blick an mir haften, den ich nicht zu verwehren vermag. Lange sitzen wir beide so da. Kein gesprochenes Wort, jeder Muskel ruht, in mir wird es still. Da erscheint es – und ist kostbar und vollkommen, ist Om und Leere zugleich. Mein Herz lässt sie eintreten. Wie eine lang ersehnte, vertraute Seele füllt sie den Raum mit Wärme. Ich habe sie vermisst.